Nun habe ich schon manches Mal über das heilende Ja gesprochen, und so mag es komisch sein, das ich nun das stärkende NEIN besonders beschreibe. Aber jedes Ding hat immer wenigstens zwei Seiten (oft auch noch mehr) – und die andere Seite des JA`s ist das NEIN.
Nein als Widerstand zu Dingen die wir nicht wollen, die wir ablehnen, kann unsere Situation durchaus verschlimmern. Vor allem, wenn wir mit unseren Gedanken ständig bei diesem Widerstand, der Ablehnung sind. Doch ein NEIN, das unsere Grenzen deutlich macht, ist ein Akt der Selbstliebe. Es ist damit bestens geeignet, unsere Wahrnehmung von der Welt zu verbessern.
Es ist ein Unterschied, ob ich gegen Atomwaffen, gegen Rüstung, gegen Unterdrückung etc. bin, oder ob ich ein NEIN sage, zu Dingen, die mir persönlich nicht gut tun.
Das stärkende Nein
Das eine ist ein Kampf im Außen, bestens geeignet, von meinem Selbst abzulenken, das andere ein Akt der Selbstachtung. Und viel, viel schwerer, als gegen etwas im „Außen“ zu kämpfen. Denn wenn ich um meinetwillen Nein sage, tue ich das in der Regel anderen Menschen gegenüber.
Ich sage z.B. Nein zu einem Besuch in einer immer wiederkehrenden Familienkonstellation. Oder treffe mich nicht mehr mit Freunden, da vielleicht die Treffen immer ein schales Gefühl bei mir hinterlassen. Ich sage Nein zu Anfragen und Forderungen, die ich vielleicht in der Vergangenheit immer ohne Wimpernzucken ganz selbstverständlich ausgeführt habe. Eventuell trifft das meine Eltern oder meinen Partner oder auch die Kinder. Ganz oft betrifft es Menschen, mit denen ich sehr vertraut bin und denen gegenüber es auch viel mehr Kraft kostet, aus dem Erwartungssystem auszusteigen.
Grenzsetzungen
Während wir unerwünschte Situationen aufrecht halten, vergessen wir jedoch, wie viel Kraft uns dies kosten kann! Wenn wir z.B. zu elend langweiligen Geburtstagsfeiern gehen, obwohl wir viel lieber einfach mal ein gutes Buch lesen würden. Wie teuer es uns zu stehen kommt, wenn wir immer Ja sagen zu Forderungen unserer Lieben, obwohl es uns im Grunde überfordert.
Ein NEIN zur rechten Stelle
Ein Nein aus dem Herzen, ein wirklich klares Nein wird dann überraschender Weise oft sehr schnell akzeptiert. Sobald deutlich ist, dass wir wirklich meinen, was wir sagen, dass es kein „och nö“ ist, werden wir erleben, dass diese Grenzsetzung von anderen auch respektiert wird. Es wird dadurch wirklich ein stärkendes Nein.
Nicole
Dezember 17, 2016 — 1:03 pm
Was mich dazu sehr interessiert:
– Wenn Du, liebe Anne-Ruth, Dein NEIN zu anderen Menschen sagst, erklärst Du diesen Menschen dann Dein NEIN? Sagst Du ihnen klipp und klar, warum Dein NEIN jetzt für Dich sein musste?
Und
– gibst Du den mit Deinem NEIN verwiesenen Menschen grundsätzlich die Gelegenheit, aus dem NEIN doch wieder ein JA zu machen oder ist Deine Entscheidung dann endgültig?
Und
– woher weißt Du, ob Dein NEIN “richtig” war? Gibt es da so etwas wie eine unzweideutig fühlbare Verifikation für Dein NEIN?
Und
– wenn Du im Nachhinein erfühlen würdest, dass Dein NEIN doch keine so gute Idee war, was machst Du dann damit?
Freudvolle Neugierde, wohin das Auge blickt 😉
Herzlichst – Deine Nicole 😎
anneruth
Dezember 18, 2016 — 12:47 pm
Liebe Nicole,
danke für deine Fragen. Du weist berechtigt darauf hin, welche Fragen ein NEIN mit sich bringen kann.
Für mich persönlich hat sich das NEIN auf Situationen mit Menschen bezogen, die ich z.B. in bestimmten Zusammenhängen gesehen habe, und die mir einfach nicht mehr gut getan haben. Wenn ich dies in mir wahrnehme, z.B. dass ich mich hinter einem Treffen stundenlang ärger, oder mir die Geschehisse einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen, dann denke ich eine Zeit lang darüber nach, bis ich eine Entscheidung treffe.
Und Ja, ich begründe es, wenn ich ein Treffen absage, oder einen Kontakt einschränke oder gar beende. Allerdings bleibe ich in dieser Begründung bei mir. Grundsätzlich akzeptiere ich ein NEIN ohne Begündung, das ist aber schon beruflich bedingt. Für mich ist ein Nein aber ein wichtiges Wort, und ein: NEIN das möchte ich nicht- reicht doch im Grunde.
Ein NEIN gegenüber anderen Menschen bedeutet nicht zwangsläufig, das ich diese Menschen nie mehr sehen will, oder den Kontakt zu ihnen abbreche. Ich bin ja nach wie vor verbunden. Das kann ich auch über eine Distanz sein.
Ich war in Gruppen, die sich nach ein paar Jahren nicht mehr gut angefühlt haben. Aus einer Gruppe auszuscheiden ist kein NEIN gegen die darin befindlichen Menschen, sondern ein NEIN gegen eine Situation, die nicht mehr gut tut.
Da allerdings nichts statisch ist, mag es sein, dass nach einer Zeit der Distanz auch wieder Nähe möglich ist. Somit ist auch NEIN nicht endgültig, sondern situativ.
Menschen im weiteren Umfeld, die energetisch nicht (mehr) “passen”, verschwinden oft ganz einfach. Der Kontakt wird geringer, bis er ggf. einschläft.
Aber ich habe auch schon mal vor Jahren einer Freundin gesagt, dass wir uns gerne treffen können, wenn wir uns wirklich etwas zu sagen haben. Sonst aber nicht.
Oder die Entscheidung, an einem bestimmten Ort kein Familienweihnachten mehr zu feiern, weil es sich überhaupt nicht gut angefühlt hat. Jetzt findet es dort statt, wo ich auch einen gewissen Einfluss auf die Situation habe.
Ab und zu ist es auch wirklich NOT-wendig, einem anderen Menschen eine Grenze aufzuzeigen und eine Beziehung zu beenden. Da ist wertschätzende Ehrlichkeit gefragt. Okay, das hat dann häufiger zur Folge, dass dein Gegenüber
beleidigt oder verletzt reagiert. Wenn du dich aber wertschätzend verhalten hast, ist es die Entscheidung des anderen, so oder so auf das Gesagte zu reagieren. Dafür bist du nicht zuständig….
soviel erstmal. Ich hoffe, ich habe deine Frage beantwortet:-)
herzlich deine Anne-Ruth
Nicole
Dezember 18, 2016 — 1:33 pm
Du hast meine Frage mehr als beantwortet, Du Liebe! Und wie immer habe ich aus Deinen Worten viel für mich persönlich mitgenommen 🙂
Dankbarkeitsgrüße von Deiner Nicole, die es immer (naja, meistens jedenfalls) ganz genau wissen will 😛