Vor etlichen Jahren hatte ich einen Kontakt mit einer „verwirrten“ alten Dame. Die Patientin wartete auf einen Platz im Altenheim. Vom Pflegepersonal wurde ich gewarnt, dass mit ihr kein richtiges Gespräch möglich sein würde. Weit gefehlt. Dieses Gespräch, das wir führten, ist mir noch heute lebhaft in Erinnerung.
Sie empfing mich mit den Worten: Ich bereite mich gerade auf eine neue Rolle vor. Und aus diesem Satz entspann sich eines der tiefgreifendsten Gespräche, die ich je im Krankenhaus geführt hatte. Wir sprachen darüber, welche Rollen wir in unserem Leben wohl so spielen, und dass wir sowohl Hauptrollen spielen wie auch Nebenrollen. Wir bedachten, wer wohl der Regisseur des Lebens sei, wer unsere Drehbücher schreibt.
Alleine die wunderbare Bildhaftigkeit dieser Sprache begleitet mich heute noch, wenn wir auch damals vielleicht andere Antworten fanden, als ich es heute tun würde.
Du bist der Regisseur des Lebens
….das ist allerdings auch heute noch gültig. Damals wusste ich vieles noch nicht, was heute schon für viele Menschen Konsens ist. Ich wusste nichts von Seelenabsprachen, von Arschengeln und von unserer Multidimensionalität. Und doch war schon deutlich, dass wir tatsächlich in verschiedenen Bezügen auch unterschiedliche Rollen spielen. Wir sind Liebende und Gegner, wir sich wichtig und unwichtig, dominant und beherrscht. Manchmal werden wir zum Segen und dann woanders zum Stein des Anstoßes.
Wie sich Leben entfaltet
Nun haben wir also vor unserem Lebenseintritt einen Plan, ein Drehbuch erarbeitet. Es gibt ein Ziel, sowohl ein persönliches Seelenziel, wie auch ein Ziel auf einer höheren Ebene. Ein Ziel unserer Gesamtseele, und darüber vielleicht auch noch das Ziel des göttlichen Plans.
Auch wenn das kompliziert klingt, diese Ziele werden sich nicht widersprechen. Aber es gibt quasi Abschnitte. Der Regisseur des Lebens, also wir, bauen in das Drehbuch aber die verschiedenen Möglichkeiten mit ein. Denn unser Drehbuch lässt uns und unserem Ego immer die freie Wahl.
In jeder Situation unseres Lebens entscheiden wir, ob bewusst oder unbewusst, welchen Weg wir einschlagen. Den Weg des Hohen Selbst oder den Weg des Egos. Und da jegliche Wahl ein veränderndes Setting hervorruft, gibt es für jede Eventualität ein „Ersatz“drehbuch.
Damit erschaffen wir schon mal für uns unendliche Möglichkeiten der Entfaltung. Es verzweigt sich immer mehr und mehr.
Die Gleichzeitigkeit der Dinge
Was der Regisseur des Lebens dort schafft, ist ein unglaubliches Spektrum an verschiedenen Welten. Alle diese Möglichkeiten existieren bereits. Es ist wie in einem Filmstudio. Alle Settings sind schon aufgebaut und wir wechseln je nach Drehbuch den Ort. Mal geht es in Saal A weiter, dann in Saal D. Nur dass es in einem Filmstudio nicht so viele Settings gibt, wie in unseren Leben.
Das Drehbuch hat ein Ziel, und dieses Ziel zu erreichen ist unser persönliches Happy End. Da wir allerdings mit gleich mehreren Regisseuren arbeiten (siehe oben), gibt es nach Erreichung unseres persönlichen Ziels auch noch weitere Ziele, die sich dann entfalten können. Alles hängt mit Allem zusammen. Nichts was du tut oder denkst bleibt ohne Folgen, denn du spielst ja nicht nur in deinem Drehbuch eine Rolle.
Seelenabsprachen
Ganz schon komplex, oder? Mit wie vielen Seelenanteilen wir da Absprachen treffen müssen….Manche davon treffen wir in den unterschiedlichsten Leben in unterschiedlichsten Rollenverteilungen wieder. Mal Mutter und Kind, dann Gegner oder beste Freunde, die Variationsmöglichkeiten sind groß. Aber immer haben wir auf dieser anderen Ebene eingewilligt, unseren Part im Drehbuch zu übernehmen.
Das große Ziel
Gott oder die Urquelle erfährt sich in uns. Der Körper ist ein wundervolles Instrument um zu spüren, zu fühlen, zu erleben. Und alle Facetten des Erlebens sind in Ordnung, erst unsere Bewertungen machen sie gut oder schlecht. Ein Ziel von Mehreren ist also jegliches Erleben. Ein weiteres übergeordnetes Ziel ist das Erwachen aus dem Traum unserer „Realität“ der Dreidimensionalität in eine andere Wirklichkeit der Multidimensionalität.
Unterziele die der Regisseur des Lebens erreichen möchte sind die Facetten des Erlebens. Da wir in allem immer einen Ausgleich suchen, sind diese Erfahrungen von großer Vielfalt. Mal sind wir Täter, mal sind wir Opfer. Doch dahinter liegt ein großer Wunsch nach „zu Hause“. In jedem von uns schlummern Erinnerungen an ein Sein, dass in großer Liebe und Freude stattfindet. Dort wollen wir wieder hin. Und ein wirklich guter Weg dorthin ist die Vergebung. Und da wir ja alles sind, gilt es immer uns Selbst und den anderen zu vergeben.
Mit jedem Vergeben (also mit jedem aus der Wirksamkeit nehmen) springe ich einen großen Schritt im Drehbuch nach vorne und erschaffe somit ein immer schöneres Setting. In anderen Worten: eine andere Wirklichkeit. Und damit nähere ich mich unaufhaltsam einem Erwachen in unser größeres Sein. Nun gilt es nur noch, die Verantwortung für das Drehbuch auch zu übernehmen…..Du hast es selbst geschrieben.
Nicole
Januar 13, 2017 — 11:17 am
Liebe Anne-Ruth,
Dein Text ist wieder einmal göttlich (wenn ich das so sagen darf) aber auf den Inhalt komme ich nicht uneingeschränkt klar. Dazu hier nur zwei Beispiele:
1) Du schreibst, dass sich die Urquelle in uns erfährt. Doch wozu braucht die Urquelle, der man ja manches an immanenter Erkennznis zutrauen darf, überhaupt dieses Vehikel? Sollte die Urquelle nicht alles kennen und alles wissen, was es zu kennen und zu wissen gibt? Und falls da doch etwas wäre, was die Urquelle noch nicht kennt oder noch nicht weiß, woher weiß sie dann, dass da noch was fehlt und wie man da erfahrungsmäßig rankommt? Und mal abgesehen von diesem fatalen Paradoxon: Warum werden die designierten Erfahrungstester dann hinsichtlich ihrer “göttlichen Mission so im Nebel des Unwissens stehen gelassen? Warum lässt die Urquelle ihre Sonden so blind in der Art einer Schleierfahndung durch die Gegend stolpern? Immerhin ist doch viel besser forschen, wenn man weiß, worum es geht und wonach man sucht. Es bleibt wieder nur die eine und meiner Meinung nach alles beschreibende Frage des Captain Kirk: Wozu braucht Gott ein Raumschiff? Ich sage: Gott braucht kein Raumschiff! Und wenn er doch eins braucht, dann ist er eben kein Gott!
2) Auch mit dem allgegenwärtigen Vergebungsdiktat habe ich massive Probleme. Obwohl ich alles andere als bibelfest bin, weiß ich doch, dass Vergebung da (auch von höherer Seite) nicht gerade groß geschrieben wird. Und wenn es doch mal Vergebung gibt, dann ist sie an handfeste Bedingungen geknüpft. Warum soll dann ausgerechnet ich alle Vergebung dieser Welt gewähren? Zumal ja sowieso alles, was ich mache und wie ich es mache, angeblich absolut in Ordnung, weil irgendwie auch gewollt und gewünscht und im Drehbuch niedergeschrieben ist? Außerdem: Wer sagt mir, dass es nicht gerade das Nicht-Vergeben ist, worauf es ankommt? Vielleicht wird da mal einer gesucht, der sich traut, mit der Faust auf den Tisch zu hauen und NEIN zu einem Arschloch zu sagen 😉 wäre ja vielleicht auch mal eine Erfahrung wert.
Du siehst mich also mal wieder verwirrt, liebe Anne-Ruth.
Ich für meinen Teil hätte rein gar nichts gegen einen Aufenthalt im limbus puerorum (im Sinne des Thomas von Aquin) einzuwenden. Da könnte ich mir die Welt wenigstens wirklich so machen, wie sie mir wirklich gefällt 😛
Mit großem Dank für Deine Denkanregungen
grüßt Dich
Deine nach der wahren Wirklichkeit lechzende Nicole
anneruth
Januar 13, 2017 — 5:35 pm
Liebe Nicole,
ja, ich habe mir schon gedacht, dass dieser Text weitere Fragen auslöst. Ich kann in der Kürze ja nicht auf jeden Aspekt eingehen. Zum Thema Vergebung werde ich einen eigenen Text schreiben. Zu deiner ersten Frage:
Als ich vor Jahren jemanden erzählte, dass es einen Zustand von Frieden und Liebe gibt der uns erwartet, war die Reaktion damals: das ist doch langweilig, ich rege mich gerne auf.
Es gibt viele Lesarten, warum unsere Erde mit all dem was wir hier erleben existiert, eine davon ist, dass sich alles immer weiter ausdehnt und erfährt, Leben ist Wachstum. So kann auch die Urquelle immer weiter wachsen. (Mir leuchtete auch ein, dass es vielleicht tatsächlich langweilig sein könnte, immer nur in Liebe und Frieden zu verbringen:-) ). Im Kurs (EKiW) heißt es: und der “Sohn” (meint einfach einen Teil Gottes) hatte einen Gedanken und vergaß darüber zu lachen – sprich, es gab den Gedanken, etwas könne von Gott getrennt sein, und da er gedacht worden ist, und nicht gleich wieder zurückgenommen wurde, entstand dieser Traum der Trennung. Und je länger “wir” in diesem Traum gefangen waren, umso mehr haben sich die “Fronten” verschärft, die Trennung zwischen Licht und Dunkelheit wurde stärker. Und die Egos wuchsen.
Es gibt noch viele Varianten, was denn der Ursprung dieser Erde und unseres Lebens hier ist etc., und warum es so ist, wie es ist. Ich wähle die für mich stimmigsten, sprich, die, die sich in meinem Herzen gut anfühlen. Auch hier gibt es den Elefanten, und es mag sein, dass alles auf seine Weise stimmt, und jeweils nur eine Lesart des großen Ganzen ist.
Das die designierten Erfahrungstester anscheinend ohne Erinnerungen hier ankommen, liegt an der Dichte, in der wir diese letzten vielen tausend Jahre gelebt haben. Es ist im Laufe der Zeit immer dichter geworden, und das Erinnern immer weniger.Es gab aber zu jeder Zeit Menschen, die sich erinnern konnten, wer sie waren. Goethe, Hesse, Rilke, Steiner – um nur mal ein paar Dichter und Denker zu nennen, gehörten dazu. Sicher aber auch Menschen, die im Glauben standen, wie Franz von Assisi, und andere, die verstanden hatten, das es hier um die Liebe geht. Liebe ist Licht, und je mehr (bedingungslose) Liebe, desto mehr Licht in der Dunkelheit. Diese Zeit ist nun zuende, und wir sind in dem Übergang in eine andere, weniger dichte Existenz. Es kommen seit einigen Jahren immer mehr Kinder in diese Welt, die sich definitiv erinnern, dass sie schon mal gelebt haben oder sogar woher sie wirklich kommen. Aber das wurde ja eher als Spinnerei angesehen. Ich glaube, dass sowieso die meisten Kinder in den ersten Monaten und möglicherweise Jahren noch Zugang zu diesem Wissen haben. Aber in einer Welt, die Kinder erzieht – und damit in Formen presst, wird dafür gesorgt, dass sie auch ganz schnell ihre Erfahrungen verschweigen oder sie selbst für Unsinn halten. Und damit den Zugang dazu auch verlieren.
Ich empfehle dir dringend das Buch: E.T.101 – es ist ein Not-Handbuch für die Bodentruppen, die vergessen haben, ihren Einsatzplan mitzunehmen;-) – köstlich und erhellend gleichzeitig.
Übrigend braucht Gott tatsächlich keine Raumschiffe, aber wir in unserem 3D-Traum brauchen sie, um uns im Kosmos bewegen zu können…vermeintlich- und nur so lange, bis wir wieder unsere wahre Natur erfahren haben.
mit herzlichem Gruß Anne-Ruth
Nicole
Januar 14, 2017 — 12:25 pm
Liebe Anne-Ruth,
Du schreibst hinsichtlich der Erde und des Lebens:
“Ich wähle die für mich stimmigsten, sprich, die, die sich in meinem Herzen gut anfühlen.”
Ein sehr guter indirekter Rat. Ganz genau so werde ich es auch machen 🙂
Ich persönlich habe gar keinen anderen Wunsch als ausschließlich in Liebe und in Frieden zu leben. Und ich weiß sehr wohl, dass dies hier nicht meine erste Inkarnation ist. Dennoch fühlt es sich für mich höchst unstimmig und damit durchaus schlecht an, mich einem Glauben anzuschließen, der mit (aus meiner klinischen Sicht durchaus ansatzweise wahnhaften) Grundgedanken in meiner Welt mehr heillose Verwirrung als zielführenden Durchblick stiftet. Wahrscheinlich bin ich da eher ein Vulkanier als ein Mensch 😉 und dazu stehe ich.
Doch wie dem auch sei, eines Tages werden wir alle des Rätsels Lösung sehen dürfen. Ich bin darauf schon sehr gespannt!
Liebste Grüße von Nicole
Anonym
Januar 13, 2017 — 12:45 pm
Wenn doch sowieso alles nur das Eine ist, dann müsste es doch völlig ausreichen, sich selbst pars pro toto und in pluribus unum alles zu vergeben, dann wäre doch mit einem Schlag alles und Jedem vergeben. So einfach ist es manchmal…
anneruth
Januar 13, 2017 — 5:04 pm
Lieber Anonymus,
im Prinzip stimme ich dir zu. Im Grunde ist es ganz einfach, wenn da nicht unser Ego wäre. Ein Ego-loser Mensch würde die ganze Welt erlösen, heißt es im “Kurs in Wundern”. Doch bis dahin scheint es noch ein bisschen Zeit zu brauchen. Vergebung bedeutet wirklich, etwas aus der Wirksamkeit heraus zu nehmen. Da dies ein umfassendes Thema ist, werde ich dazu einen Text schreiben.
mit liebem Gruß
Anne-Ruth