Kennen Sie den Begriff: der heiße Stuhl (noch)? Früher war das eine beliebte Übung in Gruppenseminaren der Selbsterfahrung. Da setzte sich eine Person in die Mitte der Gruppe auf einen Stuhl, und erlaubte den anderen Personen nun, ihre Meinung über sich zu äußern.
Das war schon manchmal ganz schön haarig, bekam man doch auch Dinge zu hören, die sich zunächst nicht so gut angefühlt haben. Doch das wichtigste an diesem Prozess waren nicht die geäußerten Meinungen der anderen. Sondern es war der Satz, mit dem der Prozess abgeschlossen wurde. Und der hieß: Ich danke dir für die Dinge, die du mir gesagt hast. ABER ICH BIN NICHT AUF DER WELT, UM SO ZU SEIN WIE IHR (ODER WIE DU) MICH HABEN WOLLT.
Der heiße Stuhl – Mensch ist das „heiß“
Welch ein wunderbarer Satz. Nein, ich bin wahrlich nicht auf der Welt, um so zu sein, wie irgendjemand mich haben möchte. Das wäre auch ausgesprochen schwierig, da ja in der Regel jeder etwas anderes von mir wünscht. Es gibt viele Menschen, die diese Erfahrung auch schon gemacht haben. Sie kennen die Gratwanderung so zu sein, wie andere sie haben wollen.
Oft sind das unsere Partner, manchmal auch die Kinder, die Eltern, die Kollegen, der Chef oder auch einfach die Menschen im Umfeld. Sie erwarten, dass ich überall ja sage. Oder immer einsatzbereit bin, nie an mich selbst denke aber immer für andere zur Verfügung stehe.
Ich bin, wie ich bin
Doch wenn ich auf der Welt bin, um so zu sein, WIE ICH BIN, dann muss ich oft erst einmal herausfinden, wer ich denn wirklich bin und was ICH will.
Wie bist du denn? Was sind deine Herzenswünsche? Welche Gedanken bringen dein Herz zum singen? Was ist dein Impuls zum Leben – was willst du wirklich tun? Und was hindert dich daran, das auch umzusetzen?
Ich wünsche mir, dass wir alle erfahren, was wir wirklich vom Leben wollen. Und den Mut aufbringen, dieses Wollen auch in das Tun zu bringen. Ich bin hier auf der Welt, um mich SELBST zu erfahren, um zu wachsen, um Freude zu haben und Freude zu teilen und um zu lieben… und Du?
Nicole
Dezember 22, 2016 — 4:42 pm
Meine Güte, was für ein Satz! Dennoch muss ich schon wieder mit der mir eigenen Fragerei rumnerven 😉
– Wenn es für die eigene Ausgestaltung ohnehin nicht von Bedeutung ist, was andere an mir zu kritisieren hätten, warum höre ich es mir dann überhaupt an?
– Wenn ich mir das Gesagte zu Herzen nehme, weil es mit mir in Resonanz kommt, dann gehe ich doch automatisch ein Stück weit in die Richtung, wie andere mich haben wollen. Ist das dann wünschenswert oder nicht?
– Wenn ich ohnehin schon so auf der Welt bin, wie ich sein soll: Warum sollte ich dann noch irgend etwas an mir verändern wollen? Ist nicht jede individuelle “Lebensimpulssuche” immer auch irgendwie (mehr oder weniger) von der Umwelt gefärbt, in der man ist?
Viele liebe Grüße von Nicole, die ihren wahren Herzensgesang trotz eifriger Ermittlungen in alle Richtungen noch nicht gefunden hat.
Also, wie bin ich denn? Ich bin immer noch auf der Suche…
anneruth
Dezember 22, 2016 — 7:23 pm
Liebe Nicole,
Im Grunde hören wir sehr oft, was andere für Erwartungen an mich haben, ohne das wir bewusst darauf eingehen (können). Schon unsere Erziehung ist doch eine Ansammlug von Erwartungen, die wir erfüllen sollen.
Ich habe so eine Übung scho einmal mitgemacht, und sie ist wahrlich keine Schmuseübung. Sie dient in einer Gruppe natürlich mher als einem Zweck. Zum einen lernen die Gruppenteilnehmer, ihre Impulse und Meinungen über einen anderen Menschen a) überhaupt und b) wertschätzend zu äußern. Schon mal nicht leicht.
Zum anderen ist es die Übung für den Stuhlsitzer (im Übringen wird abgewechselt), der sich die Meinungen anderer anhört (manches ist auch echt nett) und dann aber mit diesem Satz die Entscheidung endlich wieder zu sich selbst zurück nimmt.
Okay, dieser Satz ist rituell, und sehr wirksam. Er beinhaltet aber nicht, das nicht das eine oder andere, was gehört wird, auch in Resonanz geht und noch eine Weile bewegt. Es ist aber die Entscheidung des Einzelnen, ob und wie er mit dem Gehörten umgeht.
Es geht ja nicht darum, alles abzuschmettern, sondern darum, klar zu machen, das der Hörer selbst entscheidet, was er damit macht. Und damit steigt er aus der möglichen (unterschwelligen) Erwartung der anderen aus. Erst dadurch wird er ja frei, vielleicht auch etwas anzunehmen, was ihm angemessen erscheint.
Du hast vollkommen recht, wenn du sagst, warum dann überhaupt Impulse geben, wenn ich doch schon so bin, wie ich sein soll.Wenn wir denn wirklich scho die sein könnten und dürften, die wir wirklich sind, würden sich sämtliche Übugen aber auch sämtliche ER -ziehung erübrigen. Erst durch unsere Erziehung formen wir ja etwas Großartiges in etwas Kontrolliertes um. Und so viele Seelen sind dadurch “verkümmert.”…
In diesem jetzigen Leben geht es eindeutig darum, sich daran zu erinnern, wer wir wirklich sind – unsterbliche, machtvolle Wesen, die immer mit Gott und Allem was ist verbunden sind. Voller Licht und Liebe. Und das ist in jedem einzelnen Menschen dieser Welt angelegt. Nur einige haben einen anderen Weg gewählt, so dass dieses Licht sehr verschüttet ist. Aber da ist es bei JEDEM
möglicherweise habe ich damit sogar die Frage beantwortet, wer du bist, oder? 😉
mit herzlichem Gruß
Anne-Ruth
Nicole
Dezember 23, 2016 — 11:13 am
Sehr gut möglich, Du Liebe, dass Du meine Frage danach, wer ich bin, mit Deinen Ausführungen beantwortet hast. Doch wenn dem so wäre, dann wäre ich derzeit offenkundig noch nicht in der Lage, dies für mich klar und wahr erkennen zu dürfen. Scheinbar ist das im Moment für mich noch nicht dran. Aber ich bleibe durchaus optimistisch 😉 einmal wird es schon klappen!