Niemand von uns mag es, Schmerzen zu haben. Und so haben wir sowohl als Gesellschaft wie auch als Individuen vieles dafür getan, Schmerzen nicht mehr fühlen zu müssen. Schmerz lass nach ist quasi ein allgemeingültiges Mantra.
Die Medizin hat viele Mittel produziert, die Schmerzen relativ gut unterdrücken können. Doch auch dort gibt es Grenzen. Mehr als einmal habe ich mitbekommen, wie Menschen mitgeteilt wurde, mit diesem Restschmerz müssten sie jetzt leben.
Was uns schmerzt
Nicht berücksichtigt wurden dabei die Gefühle und Emotionen der Betroffenen. Wie oft habe ich erlebt, dass Menschen, die Angst haben, ein erheblich erhöhtes Schmerzempfinden entwickelten. Kurz gesagt: Angst macht Schmerzen. Aber nicht nur Angst sondern viele heftige Gefühle tuen weh. Trauer, Einsamkeit sogar Wut kann wehtun.
Verlassen werden z.B. löst bei vielen Menschen heftigste Schmerzreaktionen aus.
Jeder von uns hat eine Idee zu diesem Thema, denn jeder von uns trägt Schmerz in sich.
Bist du dir der Themen die dich schmerzen bewusst?
Oder hast du so grandiose Verdrängungsmechnismen, das du jetzt verständnislos guckst? Das tolle an diesen Mechnismen ist es ja, dass wir uns von dem was schmerzt distanzieren können. Es ist ein Überlebensinstinkt des Egos, alles Bedrückende in einen Kasten zu packen, und es möglichst tief im Unterbewussten zu vergraben. Dort kann es sich sehr lange verstecken. Doch niemals ist er ganz weg, dieser Kisteninhalt. Und da es ja in Wirklichkeit auch keine wasserdichten Gedankenkisten gibt, kommen diese unterdrückten oder abgespaltenen Gefühle früher oder später auch wieder ans Tagelicht.
Nur dann in der Regel an Stellen, die wir mit dem Ursprung des Gefühls gar nicht mehr in Verbindung bringen können. Das meiste von diesem Schmerz haben wir schon in unserer Kindheit weg gepackt, vieles haben wir aus vergangenen Leben noch im Rucksack gehabt, und es wurde entsprechend früh angetriggert.
Schmerz lass nach
All dieser Schmerz ist aber nicht deswegen bei uns, damit es uns weh tut, sondern damit wir die dahinter liegenden Erfahrungen und Emotionen ansehen und annehmen können.
Es geht um das Ja sagen, zu allem was ist. Dazu schrieb ich auch schon einen Text.
Da wir jetzt auf der Schwelle zum Neuen stehen, besteht Handlungsbedarf. Mit all unserem Ballast kommen wir einfach nicht durch die Tür. Deshalb kommen wir spätestens jetzt mit den Resten unserer Verdrängungsursachen in Kontakt. Und das tut richtig weh.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Körper manchmal sehr in Resonanz geht mit den Emotionen, die frei werden. Mein Körper hat die Tiefe des seelischen Schmerzes wunderbar in Szene gesetzt und mich mit heftigen Schmerzen einfach ausgeknockt. Schmerz lass nach.
Aber das tut er dann auch. Je mehr ich zugelassen habe, dass es eben schmerzt, desto eher konnte der Schmerz verschwinden. Vorher jedoch wollte die Emotionen gefühlt werden. Tränen spülen die Seele, gehören also unbedingt zur Lösung dazu. Es gilt Ja zu sagen und anzunehmen. Und wenn der Körper auch schmerzt, dann gib ihm liebevoll die Ruhe und den Raum, den er benötigt. Auch das ist Transformation.
Nicole
März 27, 2017 — 12:01 am
Die alten Griechen nannten den Schmerz den bellenden Wachhund der Gesundheit. Das ist sicher in den allermeisten Fällen zutreffend. Tatsächlich ist es dennoch wahr, dass die Bewertung des Schmerzes als “gut” oder als “schlecht” oder auch als “mirdochegal” im Gehirn passiert.
Indianer spüren keinen Schmerz, sagt man immer gerne. Spüren werden sie ihn wohl schon, doch sie haben sich gegen diese Empfindung mit ihren speziellen Ritualen abgehärtet und dementsprechend ihre Schmerzschwelle recht ordentlich nach oben geschoben. Auch der legendäre Lawrence von Arabien nahm Schmerzen zwar deutlich wahr, machte sich aber nichts aus ihnen (jedenfalls bis zu einem gewissen Grad).
Andererseits gibt es extrem schmerzempfindliche Menschen, die schon beim kleinsten Zwicken oder Stechen zusammenbrechen.
Und dann spielt es auch noch eine enorme Rolle, ob der Mensch den empfundenen Schmerz irgendwie aktiv kontrollieren kann. Dazu gibt es in der Psychologie zahlreiche verblüffende Studien. Diese belegen, dass die Schmerztoleranz enorm ansteigt, wenn die Probanden selbst darüber entscheiden können, was sie sich zumuten und wie weit sie gehen wollen.
Ach ja, fast hätte ich die Masochisten vergessen, die Schmerzen sogar als äußerst lustvoll erleben können.
Der langen Rede kurzer Sinn: Schmerz an sich ist ein “neutraler” Warnhinweis, wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll. Wie dieser Hinweis emotional oder motivational bewertet wird, hängt ganz individuell von dem Menschen ab, der den Schmerz empfindet.
Manchmal ist es sinnvoll und genesungsfördernd, in den Schmerz hineinzugehen. Und manchmal ist es das nicht. Ich denke, dass es eine hohe Kunst ist und viel Selbst(er)kenntnis erfordert, von Fall zu Fall genau zu wissen, wann ein Schmerz durchlebt werden muss und wann man getrost auf dieses Erleben verzichten kann.
Nicola
März 28, 2017 — 4:39 pm
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, das es keinen (seelischen) Schmerz gibt, den man nicht aushalten kann. Wann immer ich etwas spüre, dass mich drückt, stelle ich mich sofort dem Gefühl, wenn es mir denn gleich so bewusst ist. Und dann gehe ich so oft an diese “schmerzende” Stelle bis ich sie komplett vergeben kann, mir und allen beteiligten Personen. Wenn man weiß, dass jeder Mensch nur so handeln kann, wie er es tut, kann man ganz leicht vergeben. Sich und anderen, denn auch du kannst aus dem Moment nur so handeln, wie du es tust.
Und mit jedem Mal, wenn man sich mit leidvollen, schmerzenden Themen auseinander setzt, wird es leichter. Sicher, es kann dauern aber es passiert.
Ich konnte mir lange Zeit nicht vergeben, dass meine Mutter im Zimmer nebenan, gestorben ist, ohne dass ich es merkte! Und ich fand sie am nächsten Morgen tot auf. Dieses Bild hat mich so geschmerzt und ich muss heute noch manchmal in dieses Bild gehen, um die Kraft daraus zu nehmen, das ist jetzt 10 Jahre her. Aber ich erschrecke nicht mehr, wenn das Bild in meinem Kopf auftaucht. Aber auch das muss jeder für sich selbst entscheiden, wo er hin sehen will und wo nicht. Manchmal gibt es ja auch einen “richtigen Moment”, auf den man warten muss, bis man dafür reif ist.
Ganz liebe Grüße
Nicola
Nicola
März 28, 2017 — 4:40 pm
P.S: der Schmerz neutralisiert sich dann von alleine… 😉